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Respekt als Grundeinkommen – Ein feudalistisches Modell im Prinzessinnenland

In Prinzessinnenland nimmt Respekt eine zentrale Rolle ein. Doch nicht irgendein Respekt, sondern ein eigentümlicher, bedingungsloser Respekt, der ohne Vorleistung eingefordert wird. Das klingt verlockend, fast wie ein Bedingungssloses Grundeinkommen – nur eben nicht in Geld, sondern in sozialem Kapital. Doch bei näherer Betrachtung erinnert dieses Modell weniger an moderne Gerechtigkeitsprinzipien und mehr an die Hierarchien des Feudalismus.

Der moderne Hofstaat

Im Mittelalter war Respekt eine Frage des Standes. Der König verlangte Respekt von den Bauern, die ihm unterworfen waren – unabhängig davon, ob er ein gerechter Herrscher war oder nicht. Heute sieht das Modell ähnlich aus, nur dass die Hierarchie weniger von Geburt, sondern von Selbstinszenierung abhängt. Die neue Aristokratie des Prinzessinnenlandes besteht aus moralischen Autoritäten, die per Definition Respekt verdienen – unabhängig von ihren Handlungen oder Leistungen.

Respekt ohne Gegenleistung

Der Gedanke des bedingungslosen Respekts scheint charmant, geradezu utopisch. Doch was passiert, wenn Respekt nicht mehr auf Gegenseitigkeit beruht, sondern einseitig eingefordert wird? Ohne Leistung, ohne Verantwortung, ohne die Bereitschaft, selbst Respekt zu zeigen? Dann wird aus Respekt eine Einbahnstraße – ein Anspruch, der sich jeder Überprüfung entzieht. In Prinzessinnenland bedeutet das: Es reicht, Teil der richtigen Gruppe zu sein oder sich auf das richtige Narrativ zu berufen, um Respekt wie eine Steuer einzutreiben.

Dieses System hat frappierende Parallelen zum Feudalismus. Während früher der Herrscher Respekt und Loyalität forderte, bietet heute das Narrativ die Grundlage für Anspruchsdenken. „Ich existiere, also respektiere mich“ – eine Formel, die das Individuum zum Zentrum des Universums erklärt. Doch wie im Feudalismus führt diese Dynamik zu Ungleichheit, Misstrauen und Stillstand. Derjenige, der Respekt verdient, weil er Macht oder moralisches Kapital besitzt, schuldet nichts zurück.

Wertschätzung: Die verarmte Schwester des Respekts

Wertschätzung hingegen ist eine ganz andere Kategorie. Sie beruht auf konkretem Handeln, auf Leistung, auf echtem menschlichem Austausch. Im Prinzessinnenland ist Wertschätzung jedoch ein Fremdwort. Sie würde nämlich bedeuten, dass Respekt verdient werden muss – und das steht im Widerspruch zu einem Modell, das persönliche Verantwortung ablehnt.

Die Provokation hinter der Forderung

Ein Modell, in dem Respekt ein Grundeinkommen ist, wird zwangsläufig autoritär. Es entzieht sich der Diskussion, weil jede Kritik als respektlos abgetan wird. Es zerstört die Basis für Kooperation und gegenseitiges Verständnis, weil es das Verhältnis von Geben und Nehmen auflöst. Im schlimmsten Fall schafft es eine Gesellschaft, die auf Ansprüchen basiert – und nicht auf Beiträgen.Vielleicht ist der Gedanke, dass Respekt bedingungslos sei, die ultimative Ironie. Denn wer Respekt fordert, ohne ihn zu geben, offenbart, dass er ihn nicht wirklich braucht – sondern nur die Kontrolle darüber. Und so wird der Anspruch auf Respekt im Prinzessinnenland zu einem Machtinstrument, das jede echte Wertschätzung im Keim erstickt.

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