Im Prinzessinnenland wird das Opfersein nicht nur akzeptiert – es wird zur höchsten Währung erhoben. Wer am lautesten schreit, wer am tiefsten im Loch des „unterdrückten Selbst“ versinkt, der wird geehrt. In einer Welt, die sich ständig auf das Leid und die Ungerechtigkeiten der Vergangenheit und Gegenwart beruft, hat das Opferdasein eine fast königliche Bedeutung erlangt. Hier ist nicht mehr die Stärke gefragt, sondern die Fähigkeit, sich als Opfer zu inszenieren. Die Opferkrone ist der Preis für das höchste soziale Ansehen – nicht durch Leistung, nicht durch Engagement, sondern durch das Ausmaß des erlebten Leidens.
Es ist eine groteske Verzerrung der Realität. Das, was einst als unglückliche, aber notwendige Lebensrealität für viele Menschen galt, wird nun als der goldene Schlüssel zur sozialen Hierarchie betrachtet. In der neuen Weltordnung des Prinzessinnenlandes ist es nicht die Resilienz, der Überlebenswille oder Leistung die einem Anerkennung verschaffen – es ist die Opferhaltung. Wer das größte Maß an Unrecht erfahren hat, wer am meisten „gekämpft“ hat, dem wird die Krone aufgesetzt.
Die soziale Hierarchie im Prinzessinnenland funktioniert nach dem Prinzip „Wer leidet, der regiert“. Wer sich als am meisten benachteiligt und unterdrückt darstellt, erhält die Plattform, auf der seine „Wahrheit“ gehört wird. Umgekehrt werden diejenigen, die versuchen, Stärke zu zeigen oder Verantwortung zu übernehmen, als „Privilegierte“ oder gar als „Unterdrücker“ abgestempelt – selbst dann, wenn ihre Lebensrealität nichts mit den verklärten Vorstellungen des Opfernarrativs zu tun hat.
Dieses Spiel mit der Opferrolle hat längst das politische und soziale Leben durchzogen. Feminismus, als treibende Kraft hinter vielen dieser Erzählungen, hat das Opfersein zu einem politischen Werkzeug gemacht. Es geht nicht mehr um echte Gerechtigkeit oder die Anerkennung individueller Kämpfe, sondern darum, eine Identität zu konstruieren, die in der Gesellschaft Macht verleiht. Die wahre Stärke besteht nicht mehr im Überwinden von Herausforderungen, sondern darin, sich als ständigem Angriff ausgeliefert zu sehen und dies als eine Form von „Wahrheit“ zu deklarieren. Derjenige, der am lautesten von Unterdrückung und Misshandlung spricht, wird zum wahren „Moralischen Sieger“. Und das ist ein gefährlicher Zustand.
Was aus diesem Narrativ entsteht, ist ein System der Schuldzuweisung. Jeder, der sich nicht in das Bild des Opfers fügt, wird zum Feind – und somit der Schuldige. Das Konzept von Verantwortung und Selbstbestimmung wird ausgehöhlt, weil man gelernt hat, nicht mehr auf die eigenen Entscheidungen zu blicken, sondern nur noch auf das vermeintliche Unrecht, das einem von anderen zugefügt wird.
Die Tragödie dabei ist, dass in dieser Kultur des ständigen Jammerns und der Schuldzuweisung die wirklichen Kämpfe und ungerechten Verhältnisse in den Hintergrund geraten. Anstatt Lösungen zu suchen, wird das „Opfersein“ zur bequemeren Antwort. Wer sich als Opfer darstellt, bekommt Aufmerksamkeit, oft finanzielle Unterstützung und gesellschaftliche Rückendeckung – eine Währung, die in Prinzessinnenland weitaus wertvoller ist als jeder andere Beitrag zur Gesellschaft. Die Opferkrone wird so zur mächtigsten Waffe im Kampf um Anerkennung, während diejenigen, die versuchen, aus eigenen Kräften heraus ihre Umstände zu verändern, zunehmend in den Hintergrund gedrängt werden. In dieser Welt gibt es keine Helden, nur die, die ihre „Wunden“ zur Schau stellen und von der Gesellschaft dafür geehrt werden.
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