Es gibt eine feine, aber entscheidende Grenze zwischen Selbstbewusstsein und Realitätsverlust. Die Body-Positivity-Bewegung begann mit einer durchaus ehrenwerten Idee: Menschen sollten sich nicht wegen ihres Körpers schämen müssen. Doch wie so oft wurde aus einer sinnvollen Debatte eine dogmatische Ideologie, die wenig mit der realen Welt zu tun hat – vor allem, wenn es um Dating und Beziehungen geht.
Von Selbstakzeptanz zu Selbstüberschätzung
Plötzlich gilt es als revolutionär, nicht nur das eigene Übergewicht als gegeben hinzunehmen, sondern es als erstrebenswert zu deklarieren. Kritik daran? Fat Shaming. Gesundheitsbedenken? Fatphobie. In dieser neuen Welt sind nicht die Pfunde das Problem, sondern die Gesellschaft, die es wagt, Attraktivität weiterhin mit einem gesunden Körper zu assoziieren.
Das Resultat? Eine wachsende Diskrepanz zwischen Selbstbild und Fremdwahrnehmung. Während die eigene Blase auf Social Media den Eindruck vermittelt, dass Plus-Size das neue Schönheitsideal ist, sieht die Realität anders aus. Dating-Apps, Umfragen und schlicht die gelebte Erfahrung zeigen: Männer finden schlanke Frauen nach wie vor attraktiver. Die kognitive Dissonanz, die daraus entsteht, führt oft nicht zu Einsicht, sondern zu Wut. Schuld sind dann natürlich die oberflächlichen Männer – nicht das eigene Wunschdenken.
Komplexe, die in die Beziehung sickern
Selbst wenn das Dating noch funktioniert – etwa durch radikal veränderte Ansprüche oder die Hoffnung auf einen „offenen“ Mann – bleibt das nächste Problem nicht aus: die Beziehung selbst. Wer jahrelang erzählt bekommt, dass alle Körper wunderschön sind, hat es schwer, mit den eigenen Unsicherheiten umzugehen. Wenn der Partner den Arm um die Taille legt und dabei mehr Fläche spürt als erwartet, kommt die Unsicherheit. Wenn die eigene Unzufriedenheit mit dem Körper in Frust umschlägt, bekommt der andere sie zu spüren. Das ständige Bedürfnis nach Bestätigung, die Angst vor Vergleich mit schlankeren Frauen und das Misstrauen, ob die Attraktivität wirklich so groß ist, wie behauptet wird, setzen jeder Beziehung zu.
Erhöhte Eifersucht und Misstrauen als Beziehungskiller
Ein weiteres häufiges Problem, das sich aus diesen Unsicherheiten ergibt, ist eine gesteigerte Eifersucht. Dickere Frauen, die sich im tiefsten Inneren ihres Wertes als Partnerin unsicher fühlen, neigen oft dazu, ihren Partner besonders stark zu kontrollieren. Plötzlich wird jeder Blick auf eine schlankere Frau als potenzielle Gefahr empfunden, jedes Gespräch mit einer attraktiven Kollegin als Bedrohung gedeutet. Dieses übermäßige Misstrauen kann eine Beziehung auf Dauer stark belasten.
Statt sich auf Vertrauen und eine gesunde Dynamik zu konzentrieren, wird die Partnerschaft von ständigen Tests, Vorwürfen und emotionalen Dramen überschattet. Das ständige Bedürfnis nach Bestätigung kann für den Partner schnell erdrückend werden, was ironischerweise genau das bewirkt, was gefürchtet wird – eine zunehmende Distanz.
Warum dicke Frauen keine dicken Männer daten wollen
Ein besonders aufschlussreiches Phänomen ist die Tatsache, dass viele übergewichtige Frauen es völlig inakzeptabel finden, selbst einen übergewichtigen Mann zu daten. Während von Männern erwartet wird, dass sie sich von gängigen Schönheitsidealen lösen und eine Plus-Size-Frau genauso attraktiv finden wie eine schlanke, gelten für sie selbst offenbar andere Maßstäbe. Plötzlich spielen doch „persönliche Präferenzen“ eine Rolle – und die beinhalten häufig einen schlankeren, durchtrainierten Partner.
Hier zeigt sich die Doppelmoral der modernen Dating-Welt: Während Männer, die eine schlanke Partnerin bevorzugen, als oberflächlich und fatphob gebrandmarkt werden, wird es völlig selbstverständlich hingenommen, wenn eine übergewichtige Frau keinen übergewichtigen Mann will. Warum? Weil sie unterbewusst wissen, dass Attraktivität eine Rolle spielt – sie wollen sich aber selbst nicht damit auseinandersetzen, dass dieselben Regeln auch für sie gelten.
Die gesundheitlichen Nebenwirkungen der Body-Positivity-Ideologie
Body Positivity feiert den Körper – egal, was er durchmachen muss. Doch die Realität ist weniger glamourös:
- Diabetes? Nein, nur ein Lifestyle-Statement! Früher war Typ-2-Diabetes eine Erkrankung, heute ist es ein Akt der Selbstliebe. Blutzuckerspiegel? Wer misst denn sowas, wenn man sich einfach gut fühlen kann?
- Atemnot als Fashion-Accessoire Warum Treppen steigen, wenn man einfach den Fahrstuhl nehmen kann? Schließlich geht es nicht darum, fit zu sein, sondern sich gut zu fühlen – auch wenn das bedeutet, dass einem beim Binden der Schuhe die Luft ausgeht.
- Gelenkschmerzen – der Körper feiert einfach zu hart Knieschmerzen? Rückenschmerzen? Klar, könnte am Gewicht liegen – oder an der Fat-phobischen Gesellschaft, die nicht genug ergonomische Sitzmöglichkeiten für Plus-Size bietet.
- Herzinfarkt? Nur ein Vorurteil! Wissenschaftler behaupten, dass Übergewicht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigert. Aber was wissen die schon? Wahrscheinlich nur von der Diät-Industrie bezahlt!
Wunsch und Wirklichkeit: Die unangenehme Wahrheit
Die zentrale Frage bleibt: Warum reicht ein gesundes Maß an Selbstakzeptanz nicht aus? Warum muss aus „Ich bin okay, so wie ich bin“ zwangsläufig „Alle haben mich begehrenswert zu finden“ werden? Der Preis für diese Denkweise ist hoch. Wer sich selbst belügt, muss mit den Konsequenzen leben – und die äußern sich oft in Dating-Frust, Beziehungsproblemen und einer schleichenden Opfermentalität.
Vielleicht wäre ein ehrlicherer Ansatz hilfreicher: Sich so akzeptieren, wie man ist – und trotzdem realistisch bleiben. Denn Selbstbewusstsein allein reicht nicht aus, wenn es an Selbstreflexion fehlt.
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