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Die Krönung der Königinnen

Es war einmal eine Bewegung, die die Fesseln sprengen wollte –heute schmiedet sie Kronen. Feminismus, einst ein Kampf für Gleichheit, wurde zu einer Bühne, auf der Königinnen gekrönt werden. Und wie bei jeder Krönung geht es nicht nur um die Krone selbst, sondern auch darum, wer sie verleiht und wer sich vor ihr verneigt.

Die Verwandlung ist subtil, aber unverkennbar. Was einst die Befreiung von patriarchalen Zwängen war, hat sich in vielen Kreisen zu einer neuen Form von Machtausübung entwickelt. Feminismus wird nicht mehr nur als ein Weg zur Emanzipation verstanden, sondern als Instrument, um Moralvorstellungen durchzusetzen, die oft so starr und dogmatisch sind wie die Systeme, die er einst zu überwinden suchte.

Man könnte es als eine Art säkulare Religion beschreiben. Es gibt klare Glaubenssätze: „Frauen haben immer recht“, „Männer sind Teil des Problems“, „Die Unterdrückung der Frau ist allgegenwärtig“. Wer diese Sätze hinterfragt, stellt sich nicht nur gegen eine Meinung, sondern gegen eine heilige Schrift, deren Ursprung selten diskutiert wird.

Wie jede Religion hat auch dieser neue Feminismus seine Symbole. Die berühmte Faust im weiblichen Zeichen, T-Shirts mit „The Future is Female“ und Memes, die Männer als „Problem“ darstellen. Diese Symbole dienen weniger der Inspiration als der Signalwirkung: Sie markieren Territorium, schaffen Loyalitäten und schließen jene aus, die sich nicht zum Glauben bekennen.

Parallelen zum religiösen Dogmatismus werden besonders deutlich, wenn man die Rituale betrachtet. In Social-Media-Kampagnen, öffentlichen Statements und sogar in Gesetzesvorschlägen geht es oft weniger um die Lösung konkreter Probleme als um das Bestätigen der eigenen Überlegenheit. Männer müssen sich bekennen – zur „allyship“, zu ihrer „toxischen“ Prägung, zu ihrer Schuld. Wie einst Ketzer müssen sie öffentlich Abbitte leisten, bevor sie in die Gemeinschaft aufgenommen werden können.

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Selbstkritik ist in diesem System selten. Während die Bewegung ursprünglich den Dialog suchte, hat sie sich zu einer Einbahnstraße entwickelt. Kritik an einzelnen Frauen oder deren Meinungen wird pauschal als frauenfeindlich abgestempelt, Diskussionen über falsche Anschuldigungen oder Missbrauch feministischer Rhetorik werden abgetan. Die Königinnen dulden keinen Zweifel an ihrer Krone.

Und wie bei jeder Machtstruktur gibt es auch hier Hierarchien. Die lautesten Stimmen sind nicht immer die authentischsten. Oft sind es jene, die am wenigsten betroffen sind, die am meisten fordern. Akademikerinnen, Influencerinnen, Aktivistinnen – viele von ihnen haben sich ihre Kronen selbst aufgesetzt, ohne je die Realitäten jener Frauen zu kennen, für die sie angeblich sprechen.

Die eigentlichen Probleme – häusliche Gewalt, wirtschaftliche Benachteiligung, systemische Diskriminierung – treten dabei in den Hintergrund. Stattdessen wird die Bühne dominiert von Schlagworten und Narrativen, die eher der Selbstdarstellung als der Veränderung dienen.

Die Frage ist nicht, ob Feminismus wichtig bleibt. Das bleibt er weiterhin. Die Frage ist, welche Richtung er einschlägt. Will er weiter befreien, oder will er herrschen? Will er Gleichheit, oder will er Kontrolle und Resourcen? Die Krönung der Königinnen ist ein Symbol für das, was aus einer Bewegung wird, wenn sie nicht reflektiert bleibt: ein System, das die Befreiung vergisst und stattdessen neue Machtstrukturen schafft – und mit ihnen neue Unterdrückung.

Kommentare

Eine Antwort zu „Die Krönung der Königinnen“

  1. […] woke Community hat Virtue Signaling perfektioniert. Jede Empörung wird mit einer moralischen Botschaft versehen, wie eine Schleife auf einem Geschenk. Die reaktionären Gegenspieler setzen auf Rage […]

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