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Trotz als Identität

Im Prinzessinnenland gibt es eine ganz eigene Spezies: Die tapferen Verfechter des „guten alten Sprachgebrauchs“, die sich in ihrer Freiheit bedroht fühlen, wenn jemand vorschlägt, „Zigeunerschnitzel“ oder das „N-Wort“ aus ihrem Vokabular zu streichen. Diese Begriffe, die längst auf dem Schrotthaufen der Geschichte landen sollten, werden plötzlich zur Kriegsflagge einer trotzigen Bewegung – nicht aus Überzeugung, sondern aus reiner Rebellion.

Das Misgendern als Machtdemonstration

Misgendern – also die absichtliche Weigerung, Menschen mit ihrem bevorzugten Geschlecht oder Pronomen anzusprechen – ist das vielleicht albernste Beispiel dieser Trotzreaktion. Hier geht es nicht um ein Versehen, sondern um ein gezieltes Statement: „Ich lasse mir doch von niemandem sagen, wie ich zu reden habe!“

Das ist das verbale Äquivalent dazu, absichtlich über den frisch geputzten Boden zu marschieren, nur um zu beweisen, dass einem die Regeln egal sind. Und es ist auch Ausdruck eines komplett mißverstandenen Freiheits-Begriff. Es geht nicht um Inhalt, sondern darum, zu provozieren – auch wenn der einzige Effekt ist, dass man wie ein beleidigtes Kind aussieht.

Das Festhalten an alten Begriffen: Nostalgie oder Bequemlichkeit?

Die gleiche Dynamik zeigt sich bei Wörtern wie „Zigeunerschnitzel“ oder „N-Wort“. Die Argumente?

  • „Das hat man früher immer gesagt!“
    Ja, und früher haben wir auch Asbest in Häusern verbaut und im Auto geraucht, wenn die beiden Kinder im Fond saßen. Nicht alles, was „früher“ war, ist erhaltenswert.
  • „Ich meine das doch gar nicht böse!“
    Schön und gut, aber Worte haben Bedeutungen, die über die Intention hinausgehen. Wenn jemand sagt, dass ein Begriff verletzend ist, warum nicht einfach darauf hören?
  • „Das ist doch nur politisch korrektes Theater!“
    Nein, es ist schlicht Anstand und Rücksichtnahme – Konzepte, die einige offenbar aus dem Wörterbuch gestrichen haben.

Rebellion ohne Substanz

Der Kern dieser Trotzreaktionen ist schlichtweg Infantilismus: Menschen, die sich weigern, ihre Gewohnheiten zu hinterfragen, weil es einfacher ist, sich in ihrer Komfortzone einzurichten und die Verantwortung für ihre Worte zu ignorieren.

Das Misgendern oder das Festhalten an diskriminierenden Begriffen ist keine Verteidigung der Meinungsfreiheit – es ist eine Machtdemonstration, ein Versuch, den Status quo um jeden Preis zu bewahren, auch wenn dieser längst überholt ist.

Warum diese Reaktion albern ist

  1. Es hat keine Konsequenzen, höflicher zu sein.
    Niemand verliert seinen Job, weil er auf „Zigeunerschnitzel“ verzichtet, und niemand wird sozial ausgeschlossen, weil er Menschen so anspricht, wie sie es wünschen.
  2. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen.
    Die Gesellschaft bewegt sich weiter, ob diese Menschen es wollen oder nicht. Sprache verändert sich, und wer sich dagegen wehrt, wird nur zu einem kuriosen Fossil der Vergangenheit.
  3. Es geht nicht um Prinzipien, sondern um Trotz.
    Die meisten dieser Kämpfe haben keine tieferen Überzeugungen im Kern, sondern sind reine Abwehrreaktionen gegen Veränderung.

Fazit: Ein Tanz auf der Stelle

Das Bestehen auf diskriminierenden Begriffen und das bewusste Misgendern sind keine heldenhaften Akte des Widerstands, sondern bloße Trotzreaktionen. Es ist wie ein Kind, das sich weigert, das Gemüse zu essen, nur weil es ihm gesagt wurde, dass es gesund ist.

Vielleicht ist es an der Zeit, dass diese Sprachrebellen ihren inneren Trotz ablegen und sich fragen, ob es wirklich so schwer ist, Worte zu wählen, die niemanden verletzen. Oder ob sie lieber weiter in ihrer kleinen Trotzblase bleiben wollen – allein mit ihrem „Zigeunerschnitzel“ und der Verweigerung, die Welt um sich herum zu akzeptieren.

Kommentare

Eine Antwort zu „Trotz als Identität“

  1. […] geworden ist, zur Performance-Kunst, zur Glaubensfrage. Und er zeigt, dass die woken wie auch die reaktionären Empörungsprofis mehr gemeinsam haben, als sie zugeben […]

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